Detox - die Entgiftung des Geistes

Den Körper zu dehnen, zu kräftigen und darauf zu achten, dass seine Bewegungsfreiheit überall erhalten bleibt, ist für viele von uns verständlich, wenn nicht sogar selbstverständlich. Aber wie sieht es eigentlich mit unserem Geist aus? Halten wir ihn genauso geschmeidig wie unseren Körper? Gibt es so etwas, wie Detox - die Entgiftung des Geistes? Ja, gibt es: The Work von Byron Katie.

So bekannt es ist, dass wir durch Fehlhaltungen oder andauernde einseitige Belastungen unseren Körper einschränken oder ihm im schlimmsten Falle auch schaden können, so interessant ist es, dass wir auch durch Einseitigkeit oder Fehlhaltungen des Geistes Schäden davon tragen können. Ein untrainierter Geist kann immer träger und vergesslicher werden, kann immer weniger um Ecken denken und - was das Schlimmste ist - hinterfragt nicht mehr, an was er glaubt.
Ein Gedanke ist nicht schlimm solange wir ihn nicht glauben
Manche Haltungen - Geisteshaltungen - waren beispielsweise in der Kindheit wichtig, sinnvoll und vielleicht sogar überlebensnotwendig. Doch heute sind wir erwachsen, brauchen möglicherweise den einen oder anderen Glaubenssatz zum Überleben nicht mehr - brauchen ihn nicht mehr, um uns die Welt zu erklären. Wenn wir uns diese alten Glaubensmuster bewusst machen, können wir richtiggehend geistig entschlacken, entgiften. Dafür müssen wir wissen, an welchen Überzeugungen wir festhalten. Wir müssen uns erst einmal klar darüber werden, was wir denken, und an was wir glauben.

 

Ich glaube etwas und das bedeutet, dass…
In einem unserer Kurse hatte sich ein Teilnehmer darüber beschwert, dass sein 6 jähriger Sohn nicht ordentlich isst. Nach zwei Bissen würde er aufhören, verkünden, dass er jetzt satt sei und vom Tisch aufstehen wolle. Der Mann war genervt, enttäuscht und traurig darüber, dass dieses allabendliche „Kräftemessen“ mit dem Sohn die ganze Atmosphäre des Abendessens zerstören würde. „Vielleicht könnte man sich auch endlich mal über andere Themen beim Abendessen unterhalten, wenn nicht immer dieser ständige Kampf um das Sitzenbleiben und Aufessen wäre“, beschwerte er sich. Er war der Meinung, dass sein Sohn das absichtlich machen würde und die Eltern nur damit ärgern wolle. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, was unter der Überzeugung: „mein Sohn sollte alles aufessen“ verborgen lag/war: Der Vater machte sich Sorgen, dass sein Sohn krank werden könnte, wenn er nicht genug isst. Und als Folge davon, müsste ein Elternteil zu Hause bleiben. Seine Frau hat gerade einen neuen Job angefangen. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie die Probezeit besteht, wenn sie wegen ihrem kranken Sohn zu Hause bleiben muss?
Und nun lag alles vor ihm. Er konnte einen klaren Blick darauf werfen, was ihn beim Abendessen so belastete. Der Sohn könnte krank werden. Die Frau ihren Job verlieren. Der gemeinsame Austausch beim Abendessen, die Familienzeit leidet darunter. Und eigentlich „will ich doch nur, dass es allen gut geht!“ gestand er sich ein.

 

Erweiterung des Handlungsspielraumes
Anstatt den Sohn also das nächste Mal wieder ärgerlich zurechtzuweisen, scheint es als gäbe es nun plötzlich neue Möglichkeiten, auf dieses allabendliche Ritual zu reagieren. Wo vorher Anspannung, Sorgen und Ärger war, tritt nun Fürsorge und Liebe zum Vorschein. Mit dieser Klarheit - nur das Beste für seine Familie zu wollen, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, die vorher unter dem ganzen Groll verschüttet waren.


Eine weitere Sache kommt ans Licht
In einem ersten Schritt haben wir mit der Frage, was bedeutet es, wenn mein Sohn nicht alles aufißt, herausgefunden welche Sorgen sich die Eltern machen, Krankheit und Verlust des Arbeitsplatzes, Qualität der Familienzeit.
Aber woher kommt eigentlich die Idee, dass alles aufgegessen werden muss? Welche Gedanken verfestigen unseren Glauben?
Wir können uns auch einfach mal fragen, woher wir eigentlich so sicher sind, dass wir Recht haben. Denn wenn ich nicht glauben würde, dass ich weiß, wie es richtig geht, dann hätte ich auch kein Problem damit, wenn mein Sohn selbst bestimmt wieviel er essen möchte.
Wir fragen uns also, wo ist mein Beweis dafür, dass ich Recht habe.

Welche Beweise gibt es also für diese Überzeugung: Er sollte alles aufessen?

  • das gehört sich so; andere Kinder haben nichts zu essen
  • man wirft kein Essen weg
  • er muss wissen, wieviel er essen kann, bevor er sich den Teller voll macht.

Hinter all diesen Überzeugungen liegt eine einzige Sache, und zwar unser Glaube an den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen. Wir glauben dass es sich so gehört, aufzuessen. Und unsere Eltern glaubten auch daran, und deren Eltern auch. Und so geben wir achtlos ungeprüfte Gedanken von Generation zu Generation weiter, ohne zu bedenken, dass sich inzwischen vielleicht die Umstände geändert haben. Beispielsweise war in Zeiten von Krieg jeder gut beraten, das aufzuessen, was er auf dem Teller hatte. Wer weiß, wann man wieder etwas bekommt. Da war es auch egal, wie es geschmeckt hat. Doch ist es heute noch genauso? Ist es heute nicht eher genau andersherum? Wir sollten doch mehr als einmal hingucken, was wir da gerade auf dem Teller haben, und in Anbetracht der ganzen industriell und künstlich hergestellten Nahrungsmittel, wäre es wahrscheinlich eh besser, das eine oder andere, was da vor uns auf dem Teller liegt, dort liegen zu lassen. Nur ein Beispiel für die Tatsache, dass sich der Wahrheitsgehalt mancher Glaubenssätze über die Zeit verändern kann. Was früher noch überlebensnotwendig war, bewirkt heute vielleicht genau das Gegenteil.